Blog-Eintrag über einen Didi, ein 1:5 gegen Spanien und die falschen Lehren eines Lehrspiels

Kein Lust, viel Frust
Ein Debakel schloss Constantini vor dem Anpfiff grundsätzlich aus, dass er „beim 1:5 an Prohaskas 0:9“ denken musste, konnte er jedoch nicht leugnen. Lernen wollte der Tiroler von dem freundschaftlichen Kräftemessen mit dem Europameister etwas, aber freilich nicht zu viel. Gelernt wurde schlussendlich wahrlich genug.
Wobei es eigentlich recht gut begonnen hat. In der 8. Spielminute durchstolpert Wallner die spanische Abwehr auf recht gekonnte Weise, bugsiert den Ball in den Rücken der Abwehr und direkt vor die Füße des Jakob Jantschers, welcher aus rund 11 Metern zum durchaus komisch klingenden 1:0 für Österreich einnetzte. Die Fremdbeteiligung von Sergio Ramos‘ Fuß, welche die Perversität erst möglich gemacht hat, machte das Tor auch nicht weniger lobenswert.
Nach der durchaus vertretbaren, weil von den wilden Österreichern stürmisch erzwungenen, Führung, bemühte sich der amtierende Europameister etwas mehr um spielerische Linie, dem fälligen Ausgleichstreffer musste allerdings erst ein kapitaler Eigenfehler vom nachnominierten Leitgeb vorgehen. Als irgendeiner der technisch allesamt passablen Spanier das Runde in den eckigen Strafraum bringt, hatte der allein gelassene Fabgregas dann kaum eine andere Wahl als zu treffen.

Der Hühnerhaufen legt sich selbst ein Ei
Ab nun haben die Iberer die Partie voll und ganz unter Kontrolle, die Österreicher sehen den Strafraum nur noch aus der Ferne. So war das 1:2 nur noch eine Frage von Minuten, David Villa erfüllte die Prophezeiung: Nach einem flotten Tänzchen mit anschließendem Sahne-Pass des überragenden Iniesta findet sich der Torres-Ersatz ziemlich frei vor Gratzei (für den grippal geschwächten Payer aufgeboten) wieder und sieht sich gezwungen die rund 30.000 Österreicher auf den Boden zurückzuholen – 1:2. Zu allem Überfluss geht Pehlivan Minuten später das Häferl über. Der Schiedsrichter hatte zuvor ein klares Foul an Wallner nicht passend honoriert, das Gleiche musste mit Gleichem vergolten werden – ein Frustfoul mit daraus resultierender roten Karte war die Folge für den wilden Jung-Rapidler.

Bis zum Pausenpfiff genügt es technisch brillanten Spaniern die Führung in die Halbzeit zu schaukeln, dass wohl so mancher Zuseher in die Heier gewiegt wurde störte wenig. Die Einschläferungstaktik dürfte aber ohnehin gefruchtet haben, reichte doch ein simpler – und gleichsam genialer – Lochpass um David Villa sein zweites Tor zu bescheren, die Ähnlichkeit zum 1:2 war augenscheinlich. Didi: „Das war halt ein Lehrspiel.“
In der 15 minütigen Verschnaufpause dürfte Spanien-Coach Del Bosque hauptsächlich mit dem Einwechseln neuer Spieler beschäftigt gewesen sein, Constantini wollte mit Patocka statt Hölzl das Abwehrzentrum verstärken, die Gäste tauschten beinahe die gesamte Mannschaft aus.

Das Versehen wird zum fünfmaligen Vergehen
Der zweite Abschnitt beginnt, wie der erste verlaufen war. Die nostalgisch angehauchten Spanier besonnen sich auf den Nutzen, den sie aus dem Antreten in der von Österreich co-ausgetragenen EURO zogen und verzichteten auf eine Neuauflage von Valencia. Aufgrund der erschreckend schwachen österreichischen Abwehr konnten sich die Herren Guiza (55.) und Hernandez (57.) nach kapitalen Missgeschicken von Scharner bzw. Fuchs das Toreschießen aber trotzdem nicht ganz verkneifen – die Treffer 4 und 5.
Aus dem „Lehrspiel“ wurde gelernt, dass Außenverteidiger nicht modern sind. Dass Spanien durch eben solche so stark ist, wird dezent ignoriert. „Ich werde künftig mit 4 Innenverteidigern in der 4er-Kette spielen“, fand der Happel-Lehrling Constantini nach dem Spiel jedenfalls ein sicheres Mittel das Defensiv-Chaos zu beseitigen. Grund zur Panik ist daher nicht angebracht, auch der Teamchef hatte eine solche gestern „nie. Aber ich habe geschaut, dass die Spieler hinten bleiben.“, machte er kein Hehl aus seinen Sorgen. Diese hätten zunehmen können, hätten die Spanier nicht die Notbremse betätigt und endgültig mit den Bemühungen aufgehört ein Tor zu erzielen. Nach einer zufällig passierten Zucker-Kombination wäre ihnen beinahe das Missgeschick eines Treffers unterlaufen, Dragovics Fuß und die Stange waren jedoch klärend zur Stelle.

Relativitätstheorie
So blieb es bei einem debakulösen 1:5, mit welchem die Österreicher durchaus gut aussteigen. Leistungssteigerung war wie zuletzt mal wieder keine zu erkennen. Obwohl: In Relation zu Prohaskas Vorgabe vor etwas mehr als 10 Jahren, hat die Boy Group verhältnismäßig gut abgeschnitten.

Artikel stammt vom: 19. November 2009 – 15:31 Uhr